BOMBENNACHT Itzenbüttel

30.01.1943 - Die Bombennacht in Itzenbüttel

- Zur Erinnerung an die 50. Wiederkehr des Kriegsendes

In Itzenbüttel kann es Brandbombennacht heißen, denn Luftminen oder Sprengbomben sind hier am 30./31. Januar 1943 morgens nicht gefallen. Luise Meyer und Hans-Peter Bowe erinnerten sich, dass der Angriff noch während der Goebbels-Rede zwischen 0:10 Uhr und 0:30 Uhr erfolgte. Es gab Angst und Schrecken und viele Schäden, aber auch Beispiele großen Mutes.

Total vernichtet wurden das Haus von Otto Müller, “Schulzen”-Haus, Nr. 9, und die Scheunen von Otto Riekmann, Nr. 14 (heute Werner Weselmann) und Heinrich Volger, Nr. 6, außerdem entstanden noch mehrere Brände, die in Selbsthilfe gelöscht werden konnten, z.B. bei Hestermanns, Nr. 15.

Hartmut Heitmann aus Itzenbüttel hat für den “Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege e.V.” mehrere Bewohner befragt.

Ilse Banek, geb. Viedt, erinnerte sich an die Bombennacht genau und erzählte am 10.11.1988, dass sie und ihre Schwester Marianne von ihrer Mutter mit den Worten geweckt wurden: “Nun müsst ihr aber aufstehen, “Schulzen”-Haus brennt schon lichterloh!” Kurz darauf schlug eine Brandbombe durch das Pfannendach ihres Hauses und auch durch das Stroh und Heu unten in den Flur. Die Mutter öffnete die Tür und rief: “Da brennt schon alles.” Aber Marianne, die kurz vorher an einem Luftschutzlehrgang teilgenommen hatte, erkannte, dass nur Phosphor brannte. Schnell wurde Sand herbeigeholt. Damit konnte sie die Brandbombe löschen. Den Mut der Tochter Marianne im Hause Viedt, Nr. 13, verherrlicht eine andere Geschichte, die aber nicht eindeutig bestätigt wird: Eine Brandbombe war in Viedts Küche explodiert. Geistesgegenwärtig beförderte Marianne die bereits gezündete, sprühende Brandbombe nach draußen und traf damit eine frisch geräucherte Mettwurst, die zerbrach. Das brachte ihr eine Ohrfeige der Mutter Emma ein, die nur den Schaden an der kostbaren Wurst sah. Dass dort eine Wurst liegen konnte, war nicht ausgeschlossen. “Schulzen” besaßen eine große Räucherkammer. Sie ließen einige Nachbarn aus Freundschaft in ihrer Räucherkammer räuchern. Die brennenden Schinken und Würste flogen über das ganze Dorf. 

Dieses schaurige Spektakel ist den Älteren Bewohnern von Itzenbüttel noch bewusst.

Linde Bowe, geb. Neuhaus, berichtete am 17.07.1988: Beim Brand des Wohnhauses von Otto Müller war das Feuer am Viehende des Hauses ausgebrochen und fraß sich langsam über den Dachboden in den Wohntrakt. Das Vieh verbrannte. Aber vom Hausrat konnte ein großer Teil gerettet werden. Ilse Banek wusste noch, dass das erst 14 Tage alte Schlafzimmer ebenso wie die meisten Möbel dazu gehörten. Das Schreien der verbrennenden Kühe liege ihr noch heute in den Ohren.

Das Haus von Otto Müller wurde bis zum Herbst 1943 wieder hergestellt So lange waren die Bewohner bei Nachbarn untergebracht. Bei Hestermanns schlug, wie Linde Bowe von ihrem Elternhaus erzählte, eine Stabbrandbombe in den Südgiebel ein, durchstieß das Dach und den Boden, schlug gegen den Türpfosten und durchbohrte den Stubentisch. Sie entzündete einen Vorhang, danach brannten ein Stuhl und abgelegte Kleidungstücke. Die Bombe löschte Linde Bowe mit einem mit Sand gefüllten alten Brotkasten. Sie war erst elf Jahre alt und wurde daraufhin in der Schule in Jesteburg von Hauptlehrer Wilhelm Kretschmann mit einer Urkunde,   ausgestellt vom Gauleiter Otto Telschow, geehrt.

Eine Luftschuttsirene befand sich auf dem Haus von Willy Meyer, Nr. 1. Ob sie ging, ist unklar. Es wird erzählt, dass ähnlich wie in Asendorf in einem Haus Licht angewesen wäre. Ein Mädchen hätte schwer krank gelegen und deshalb beaufsichtigt werden müssen. Ein halbes Jahr später, am 28.7.1943, fiel doch eine Bombe in Itzenbüttel, Reindorfer Osterberg. Das Wohnhaus von Heinrich Viehmann wurde getroffen und tötete drei Menschen: die Frau und zwei Kinder. Der Vater Heinrich Viehmann hat überlebt, ist später nach Quarrendorf gezogen und dort gestorben.

Während der Ausstellung im Heimathaus 1987 hat ein Besucher erzählt, dass in Buchholz nur eine Bombe gefallen ist, und zwar bei der heutigen Firma Merkel, Lohbergenweg. Von dieser Bombe soll eine Frau, als sie an ihrer Nähmaschine saß, getötet worden sein.

Karl Heitmann, Jg. 1915, Itzenbüttel, erinnerte sich aber an eine zweite Bombe, die in der Nähe der Straße “Am Radeland” gefallen ist und deren Druckwelle ein Mehrfamilienhaus an der Ecke “Bendestorfer Straße” neben der heutigen Wischerei abgedeckt hat.

 
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